Dienstag, 30. Oktober 2018

CHILDHOOD

Kind sein.
Kind sein scheint doch so einfach zu sein. Es bedeutet frei zu sein von allen Verpflichtungen. Unbeschwertheit und Naivität gehören auch dazu. Als Kind braucht man kein Zeitgefühl und man bildet sich schnell Sachen ein, wie zum Beispiel, wenn das Geld knapp ist, man es ganz problemlos an den Automaten ziehen kann. Die Welt ist immer in Ordnung und wenn nicht, dann spätestens morgen.
Eine Kindheit sollte wundervoll werden. Bedeutungsvoll und wegbeschreibend.
Ich möchte die Kindheit meines Sohnes voller Liebe, Freiheiten und Lachen füllen aber er soll auch eine Kindheit voller Selbstentscheidungen erleben.
Hürden, die er voller stolz meistert und Fehler, aus denen er lernt gehören dazu.
Manchmal erinnern mich Dufte, Gegenstände und Geschmack an meine Kindheit. Ich liebe mich bewusst in diese Zeit zurückzudenken allerdings würde ich niemals wieder Kind sein wollen. Jeder von uns hat eine eigene Interpretation, was das 'Kind sein' ausmacht. Ich wurde oft mit anderen verglichen, ganz nach dem Motto: das Gras wächst schneller, wenn man daran zieht. Das es auf gar kein Fall so ist, muss ich wohl hier nicht erwähnen oder? Jeder von uns ist einzigartig anders und jeder von uns hat andere Entwicklungsschritte, selbst im erwachsenen Leben also warum spielen wir oft unsere Karte des Erwachsensein und versuchen die kleine Seele in irgendeine Form zu pressen?
Mein Kind hat das Recht auf sein eigenes Tempo und seine Individualität.
Ich weiß es als wäre es gestern gewesen. Dieses Wettbewerb Gefühl hat mich fast täglich begleitet und eingeschüchtert. Ich dürfte kaum eigene Entscheidungen treffen und nein, ich spreche hier nicht von den wichtigen Entscheidungen, bei denen ich dringend meine Eltern brauchte, sondern diese kleinen aber für mich bedeutungsvollen Entscheidungen.

Familienfeier - ich hatte nicht dieses Bedürfnis jedem ein Küsschen auf die Wange zu geben, aber dies wurde so oft von mir verlangt.
Spielplatz - ich hatte nicht dieses Bedürfnis mit einem anderen Kind zu diesem Zeitpunkt zu spielen, aber dies wurde oft von mit verlangt.
Küchentisch - ich hatte nicht dieses Bedürfnis diese riesige Portion auf meinen Teller aufzuessen, weil ich gar nicht so großen Magen hatte, wie meine große Schwester und trotzdem wurde dies von mir verlangt.

Ich fühlte mich dabei nicht wohl, aber es wurde von den 'Erwachsenen' ignoriert. Dieses Gefühl keine Macht zu haben ist nicht nachvollziehbar für einen kleinen Menschen. Warum muss ich dies oder jenes tun, wenn ich es absolut nicht will?
Es war keine Zeit für Kommunikation.
Tägliche Begegnungen mit Menschen an ihrer Machtposition, haben mich oft zweifeln lassen.

'sei still'
'du hast nichts zu sagen'
'es ist halt so'
'Mund auf, du muss diesen Rest noch schaffen zu essen'
'stell dich nicht so an, ist doch nicht schlimm!'
'weil ich so sage'

Ich möchte nicht meinem Kind schwarz / weiß Welt beibringen, sondern die ganze Farbpalette!
Mir ist es bewusst, dass es mich oft an meine Grenzen bringen wird, aber ich möchte meinem Kind versuchen alles zu erklären. Eben auf Augenhöhe. Meine Erziehung wird weder hochexplosiv noch unberechenbar werden. Zumindest so mein Plan.
Geprägt von meiner Kindheit und diesen erzwungenen Erfahrungen, weiß ich wie es sich anfühlt nicht ernst genommen zu werden. Es ist schrecklich. Wenn man selbst ein Kind bekommt, dann sieht man sich selbst plötzlich in einem anderen Licht. Und die eigenen Eltern ebenfalls. Dann reflektiert man so langsam, warum man so ist, wie man ist. Warum ich auf manche Dinge äußerst allergisch reagiere und man nimmt sich automatisch vor, niemals das zu tun, was man als Kind furchtbar gefunden hat. Zum Glück kann ich Dinge, die mir wirklich wichtig sind, fest in mein Herz schließen, damit ich mich immer regelmäßig daran erinnere, wie ich nicht sein will.
Meine kleine Familie ist das Glück, eine Sicherheit und der Ursprung unserer Erziehung.
Ich bin mir sicher, dass wenn ich die Entscheidungsfreiheit meinem Kind ohne Vorurteile biete, wird sich sein Charakter auf seine eigene, kreative Art und Weise entwickeln.
So soll es sein!
Kinder brauchen viel Verständnis und doppelt so viel Liebe um zu wachsen.